Redebeitrag von der Frauenstation – 24.2.2024

Redebeitrag von der Frauenstation

Die Bedingungen unter denen wir hier untergebracht sind machen uns alle noch mehr kaputt. Besonders das Fehlen von therapeutischen Angeboten und Beschäftigungs- möglichkeiten zerstört uns. Die Pflegekräfte sind chronisch unterbesetzt und überlastet. Manche sind sehr unfreundlich zu uns, teilweise auch beleidigend. Das macht die Stimmung auf Station nicht besser. Einige der engagierten Pflegekräfte hören nach und nach auf, weil sie die Situation nicht mehr aushalten können. Aber wir haben keine Möglichkeit uns dieser Situation zu entziehen.

Es gibt seit vielen Monaten keine Ergotherapie, weil die Stelle unbesetzt ist. Uns wird keine Arbeitstherapie angeboten, die Sporttherapie die 2 Mal die Woche stattfinden sollte fällt regelmäßig aus. Die Psychotherapie besteht aus einem 15 bis 20 Minütigen Gespräch pro Woche, wenn die Therapeutin da ist. Sie verdient meiner Meinung nach nicht die Bezeichnung Psychotherapie.

Die einzige Tagesstruktur die wir haben sind die Mahlzeiten. Ansonsten bestehen die Tage nur aus Langeweile, Langeweile und Langeweile. Nach dem Frühstück lege ich mich wieder ins Bett und starre stundenlang die Decke an. Ich höre auf dem Flur die anderen Patient*innen streiten. Meine innere Anspannung, steigt und steigt. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus, dann gehe ich und hohle meine Bedarfsmedikation. Lege mich wieder ins Bett werde müde, müde und traurig. Starre weiter an die Decke und höre weiter die anderen Patient*innen streiten. Die Tage sind alle gleich und ziehen sich wie Kaugummi. Nirgendwo auf Station hat man die Chance mal für ein paar Minuten Ruhe zu finden. Überall ist man mit der angespanten Stimmung konfrontiert. Ständig hört man Geschrei der anderen. Diese Stimmung lässt alle verrohen. Normale Regeln im Umgang miteinander scheinen vergessen zu werden. Viele sind völlig distanzlos, beschimpfen sich, schlangen einander. Das einzige was man dagegen tun kann ist, zu versuchen keine Angriffsfläche zu bieten. Die Tage hier, dieses Nichtstun machen mich und viele andere nur noch depressiver. Es gibt immer wieder Suizidversuche. Einige werden unter diesen Bedingungen aber auch gewalttätig. Diese Bedingungen machen aus uns was die Gesellschaft in uns sehen will: ein Haufen aggressiver Irrer.

Wir brauchen dringend Therapeutische- und Beschäftigungsangebote. Wir benötigen dringend Personal das nicht unterbesetzt ist und uns anständig behandelt. Die Überbelegung der Zimmer auf den Stationen muss sofort beendet werden.
Bitte vergessen sie uns hier drinnen nicht, denn wir haben nicht die Möglichkeit zu kündigen und uns was besseres suchen.